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Viel Spaß im Luftmuseum in Amberg

 

Das Luftmuseum erreichten wir nach einer knappen Viertelstunde Fußmarsch vom Amberger Bahnhof aus. Zuerst ging’s die Einkaufsstraße entlang über den Marktplatz. Hinter der Vilsbrücke bogen wir links in ein Seitengässchen ab, passierten einen Torbogen, erreichten einen kleinen Platz und gegenüber stand schon das Luftmuseum.

in der Fußgängerzone in Amberg in der fußgängerzone in Amberg
auf dem Weg zum Luftmuseum - auf dem Marktplatz in Amberg in der amberger Fußgängerzone

Der Anfang gestaltete sich etwas holprig. Wir hatten eine Führung durch die Ausstellung gebucht. Doch die Führerin erschien nicht. Der Leiter des Museums suchte nach einem Ersatz und zeigte uns nebenbei einige Exponate.

Gleich neben der Kasse ging’s in den Duftraum. Flaschen mit Schnappverschluss stehen aufgereiht auf einem Tisch und warten darauf, vom neugierigen Besucher geöffnet zu werden. Schnuppert er an einer Flasche, ist er entweder angenehm überrascht: Der Flasche entströmt ein Aroma von Tannennadeln, Latschenkiefern, von reifen Birnen, Zitronen, Lavendel und Gewürzen. Oder er verzieht das Gesicht, wenn ihm der Gestank von Zigarettenkippen in die Nase steigt

 

Dann erschien auch schon die Ersatzführerin. Ihren Namen weiß ich nicht mehr. Ich werd‘ sie im Weiteren einfach „Guide“ nenen.

Unsere Guide führte uns zunächst in die Historie des Luftmuseums ein und erzählte uns dann einiges über seinen Gründer, Herrn Wilhelm Koch – eine bemerkenswerte Persönlichkeit des Amberger Kulturlebens. Dazu später.

Das Luftmuseum ist im zweitältesten gemauerten Bauwerk in Amberg untergebracht. Gebaut wurde es als Sitz der Gattinnen der Amberger Pfalzgrafen, die selber in der Feste gegenüber residierten. Die Fernbeziehung behagte den Pfalzgrafen jedoch nicht. Nach der Familien-Zusammenführung im Neuen Schloss hatte der Bau wechselnde Funktionen: Waisenhaus, Wohnsitz der Schulschwestern (daher der alte Name Engelsburg), vorgeschichtliches Museum der Stadt Amberg, dann Leerstand

Dann zog – vor 60 Jahren – das Luftmuseum ein. Nach einigem Hin und Her und mit einer ordentlichen Portion Hartnäckigkeit überzeugte sein Gründer, Wilhelm Koch, die Stadt, ihm das Gebäude für seine luftigen Exponate zu überlassen. Miete musste er keine bezahlen. Um die laufenden Kosten zu finanzieren, gründete er den Luftmuseumsverein, verstärkt um einige Sponsoren.

Es gibt eine Tonaufnahme von der Einweihung, die wir anhörten. Herr Koch hat zu diesem Event eine Gruppe Blasmusiker eingeladen, die in jeden Raum Musik hineinbliesen. Das hörte sich an wie ein Konzert mit Digeridoos der australischen Aborigines.

Vor zwei Jahren hätte ein Schwelbrand, der von einer schadhaften Luftpumpe verursacht wurde, dem Museum fast den Garaus gemacht. Wände, Decken, Fußböden und natürlich auch alle Exponate waren von einer klebrigen Rußschicht überzogen. Der Putz musste abgeschlagen und das gesamte Interieur musste erneuert werden, die Ausstellungswerke wurden aufwendig von Spezialisten gereinigt. Das Luftmuseum war nicht gerade üppig versichert. Spenden und vor allem eine erstmalige Zuwendung der Stadt halfen dem Museum wieder auf die Beine. Einen erfreulichen Nebeneffekt hatte die Katastrophe. Den Stadtoberen wurde klar, dass das Luftmuseum wesentlicher Bestandteil des kulturellen Lebens von Amberg ist. Seither erhält das Museum regelmäßige öffentliche Zuwendungen.

Wilhelm Koch unterhält in Amberg ein Büro für Kommunikation und Design und macht Öffentlichkeitsarbeit für Unternehmen. .

Die Verwendung von Luft zur Gestaltung von Kunstobjekten ist sein Hobby. Er experimentiert mit Gummimatten, Schläuchen und allem Möglichen, was sich aufpumpen lässt. Diese Objekte befinden sich in den beiden oberen Stockwerken. Das Erdgeschoss ist Sonderausstellungen vorbehalten.

Sonderausstellung „Schlafende Körper“ im Erdgeschoss

Eine Woche vor unserem Besuch eröffnete die Ausstellung „Schlafende Körper“ des Kanadiers Max Streicher: weiße: aus Tyvekstoff gefertigte aufblasbare Skulpturen, die durch das „Ein- und Ausatmen“ in ständiger Bewegung sind.

Wie bringt der Künstler die Formen zustande? Er beginnt mit einem Schnittmuster wie jeder Mode-Designer. Um einen menschlichen Körper halbwegs formgetreu nachzubilden, muss er die Figur aus einigen Hundert Streifen zusammensetzen. Allein um einen Fuß zu formen, sind rund 30 Streifen nötig. Diese Streifen näht er dann zusammen. Man kann sich vorstellen, dass die gesamte Nahtlänge eines solchen Körpers immens ist.

Die Nähte kann man fühlen. Denn diese „Schlafenden Körper“ sind Kunstwerke zum Anfassen – genau das Richtige für unsereins.

Völlig luftdicht sind die Nähte natürlich nicht. Peu a peu entweicht die Luft und die Gestalten sacken in sich zusammen. Daher tritt periodisch eine Luftpumpe im Inneren der Körper in Aktion. Sie saugt über einen Schlauch, der am Bauchnabel ansetzt, Luft an. Und schon recken sich die Gestalten wieder zu ihrer vollen Größe. Diese ständige Bewegung macht ja den Reiz aus. Und für diejenigen unter uns, die die Bewegungen nicht mehr visuell erfassen konnten, waren sie fühlbar. Der Künstler hat ein Faible fürs Gigantische. Die kleineren Figuren haben die Größe von Menschen; die größeren messen einige Meter. Selbst Rubeus Hagrid, der riesenhafte Wildhüter von Hogwarth, wäre ein Zwerg dagegen.  

Für eine Wanderausstellung ist dieses künstlerische Konzept genial praktisch. Man lässt die Luft ab, entnimmt die Pumpen (Wo ist eigentlich der Reißverschluss?) und rollt die Teile wie eine leere Luftmatratze zusammen.

Im ersten Raum, den wir betraten, lag ein großer Käfer auf dem Rücken – vielleicht inspiriert durch die skurrile Erzählung von Franz Kafka, wo sich ein Mann über Nacht in einen solch unbeholfenen Käfer verwandelt.

Dass es sich um ein altes Gebäude handelt, erkannten wir auf unserem Rundweg durch die Räume auch daran, dass die Durchgänge eng und niedrig waren, was der eine oder andere zu spüren bekam.

Im nächsten Raum saßen zwei Riesenbabies am Boden,  die sich aufrichtetenn und wieder einknickten. Dann sahen sie aus wie ausgezutzelte Weißwürste, wie jemand treffend bemerkte.

Weiter ging’s. Ein Ensemble von drei am Boden liegenden Gestalten faszinierte uns. Sie waren durch Nabelschnüre miteinander verbunden und die Punpen in ihrem Innern waren so getaktet, dass sich die Körper gegenseitig zu beatmen schienen. Während eine Figur gerade einknickt und die andere schon ganz in sich zusammengesackt ist, richtet sich die dritte auf und so geht das reihum, ohne Ende.

eine Einzelfigur aus der Sonderausstellung schlafende Körper - 2 miteinander verbundene Figuren
schlafender Körper - ein Riesenbaby schlafende Körper - Zwillinge
schlafende Körper - 3 miteinander verbundene Figuren schlafende Körper - das Geschwisterpaar
schlafende Körper - Drillinge schlafende Körper -
Bruder und Schwester

Im letzten Raum sitzen ein Junge und ein Mädchen am Boden. "Eindeutig ein Junge", stellte ein Teilnehmer fest. "Der hat ja ein Konfirmantenschnäpferl."  Der Junge hält das Mädchen am Schopf fest und die beiden beatmen sich gegenseitig. .

Dann überließen wir die Luftmenschen wieder ihren Atemübungen und gingen in den ersten Stock, wo die Dauerausstellung untergebracht ist.

Im ersten Stock

Wir betraten ein Panoptikum schrulliger Erfindungen, von denen vermutlich die wenigsten patentiert sind.

Unsere Guide machte uns auf ein Frühwerk Wilhelm Kochs aufmerksam: das Pneurad, ein Schlauch, der von Holzspeichen -ausgehend von einer Nabe - aufgespannt wird, also ohne Radrahmen, in dem sonst die Speichen enden und der den Schlauch stabilisiert. 

Dann der Knutschfleck-Apparat, die witzige Erfindung eines Schülers des Nürnberger Design-Instituts. Ein Saugnapf in Form eines Herzchens ist durch einen Schlauch mit einer Spritze verbunden. Man setzt das Herzchen am Hals an, zieht an der Spritze und das Ergebnis ist überzeugend.

ein Pneu ohne Rahmen eine Versteinerung aus der Gegenwart
Dieser Reifen wird nur von den Speichen aufgespannt. eine Versteinerung aus der Gegenwart

Wenn's prähistorische Versteinerungen gibt, warum dann keine aus unserer Zeit? Das ist ein Mangel, dachte sich Herr Koch und schuf welche. Er nahm aufblasbare Badetiere - Delphin, Krokodil, Mickey Mouse - und beschichtete sie mit Mörtel: Voila!, da waren die jüngsten Versteinerungen der Welt. Warum Versteinerungen produzieren? Naja - in ein paar Millionen Jahren herrscht bestimmt ein Mangel an Versteinerungen gerade aus unserer Periode. Die Archäologen in der fernen Zukunft buddeln sich verdrossen durch unsere Müllkippen und sehnen sich nach ordentlichen Versteinerungen. Und dann treffen sie plötzlich auf die von Wilhelm Koch. die tiefgründigen wissenschaftlichen Diskussionen der Forscher über die versteinerte Mickey Mouse würd‘ ich zu gern miterleben …

An solchen Objekten manifestiert sich der kauzige Humor von Wilhelm Koch. Was er sich nicht alles einfallen ließ – eine blühende Phantasie, wie sie sonst nur Kinder haben.– ein großer Kindskopf!, wie unsere Guide bemerkte. Ein Vergleich mit Karl Valentin drängt sich unwillkürlich auf. Wilhelm Koch spielt gern mit Zweideutigkeiten, gibt Unmöglichem eine Form, wobei skurrile Gebilde entstehen.

Kunst ist ja meist eine recht ernste und ermüdende Angelegenheit. Der Betrachter steht andächtig davor und bestaunt ehrfürchtig das Genie eines großen Meisters. Hier ist das anders. Die Kunst von Wilhelm Koch regt die Lachmuskeln an. Die Betrachter sollen lachen, bis sie sich bemachen.

Im selben Raum lebt in einem Terrarium das Haustier des Luftmuseums - die Luftschlange. Ein genügsames Haustier - preiswert in der Anschaffung, frisst nicht viel und im Urlaub kann man sie allein lassen. Hin und wieder den Staub wegpusten, das reicht.

Im nächsten raum ein Gummischlauch, eingequetscht in eine quadratisch umlaufende Rinne - die Quadratur des Schlauches. ein hoffnungsvoller Anfang, der zeigt, dass sehr wohl sein kann, was eigentlich nicht sein darf. Wann kommt endlich die Quadratur des Kreises?

Apropos "unmöglich". Als nächstes näherten wir uns dem "fliegenden Teppich". Er fliegt natürlich nicht immer. Erstmal hing er schlaff da wie jeder stinknormale Teppich. Es braucht schon ein "Abrakadabra! Simsalabim!", gefolgt von einem abschließenden "Hokus Pokus!". Dann erhob er sich wirklich in die Lüfte. Dass die Guide gleichzeitig einen Knopf gedrückt hat, der eine Luftpumpe in Bewegung setzte, war bestimmt nur eine unwesentliche Nebensächlichkeit. Natürlich darf sich der Teppich nicht bei seinem Flug vom Acker machen. Das liegt auf der Hand. Das Museum müsste ja jedes Mal einen neuen Teppich kaufen. Das käm' zu teuer.

Das Blubberfass - seinen künstlerischen Namen hab' ich vergessen - hat jeden in der gruppe fasziniert: Eine Schlammschicht am Boden des Fasses fängt an zu blubbern, wenn man die Luftpumpe darunter in Gang setzt. Dicke Schlammblasen wölben sich hoch und zerplatzen mit einem Geräusch, das an einen verstopften Abfluss erinnert. Ein Bild wie man es von den Solfataren in Neapel kennt, nur dass es nicht nach Schwefel stinkt. Dahinter steht eine ganz prosaische Physik. Es handelt sich um eine bentonit-Suspension. Pflegeleicht ist dieses Kunstwerk nicht. Denn hin und wieder muss frisches Wasser nachgegossen werden. Der Baatz muss durchgequirlt werden, bis er wieder cremig wird, weil sich das Bentonit ja absetzt, und die Filter müssen auch ab und an gereinigt werden.

die Luftorgel - ein Gewirr aus Schläuchen unsere Guide spielt auf der Luftorgel
die Luftorgel - ein Gewirr aus Schläuchen und Blistertüten Unsere Guide spielt an der Luftorgel.

Weiter ging’s zur nächsten Attraktion in der Mitte des Raums, einem riesigen Gewirr aus vernetzten und sich verästelnden Schläuchen auf einer Palette. Das frontend dieses Drumms sieht aus wie ein Klavier mit einem Hocker davor. Die Tasten bewegen aber keine Hämmerchen, die gegen Saiten schlagen, sondern sie aktivieren Ventile, damit die Luft durch die Schläuche strömen kann. Wohin strömt sie denn? In eine Unmenge von Blistertüten. Jedes Schlauchende ist mit einer Tüte verbunden. So weit, so genial. Der Betrachter hat den Eindruck, da steckt ‚ne ganze Menge ingenieursmäßiger Planung dahinter. Aber wozu? Unsere Guide setzte sich auf den Hocker und fing an zu spielen. Jeder  Tastenschlag blies Luft in irgendein Ensemble von tüten und ließ sie sich knisternd aufblähen. Da sie verschieden groß sind und mehr oder weniger prall aufgeblasen werden, erzeugt jede Taste einen anderen Ton. Wie jeder Fachmann – und auch jede Fachfrau – auf Anhieb erkennt: Es handelt sich um eine typische Luftorgel. Ein Konzert von leisen Zisch-, Summ-, Brumm- und Pfeiftönen ist zu vernehmen. Naja, ein ausgeklügelter Mechanismus, ersonnen um erstaunlich wenig Wirkung zu entfalten. Viel Wind um nichts. Wär der Platzbedarf nicht so riesig – das teil ist um Einiges größer als ein flügel, wär‘ es das ideale Musikinstrument in einer Etagenwohnung. Denn durchdringend laut ist es nun wirklich nicht.

Im angrenzenden Raum bestaunten wir die "Rohrpost", eine Kunststoffröhre, die sich über einer Palette in allen Richtungen durch den Raum windet, nicht unähnlich einer Achterbahn. Darin ein behälter. Setzt man - wie könnt's anders sein? - per Knopfdruck eine Pumpe in Gang, flitzt der Zylinder durch das Röhrensystem. An einer bestimmten Stelle scheint der Zylinder kurz abzubremsen, um gleich wieder Fahrt aufzunehmen. Der Eindruck täuscht nicht. Denn hier drückt das Gebläse Luft in die Röhre . Der  Zylinder erhält Gegenwind und bremst kurz ab. Irgendwann sollte man das Gerät abschalten, damit der Rohpostbehälter wieder verschnaufen kann.

die Rohrpost eine Vorrichtung zur Messung von dicker und dünner Luft
die Rohrpost - ein Behälter jagt durch das zur Achterbahn verschlungene Rohr Ein Manometer misst die dicke und die dünne Luft.

Unsere Guide machte uns auf eine unscheinbare Konstruktion aufmerksam, die an der Wand hing. Ein dickes Rohr ist mit einem dünnen verbunden und am Übergang befindet sich ein Manometer. Das Gerät soll die dicke und die dünne Luft versinnbildlichen, die man damit messen kann. Es braucht schon eine schräge Phantasie, um einen solchen Gag auszubrüten. Und die hat herr Koch ja, wie wir bereits gesehen haben.

Im nächsten Raum waren die Saugbläser zu bestaunen. Doch zunächst wiedmeten wir uns einem rund eineinhalb Meter hohen Zylinder aus Plexiglas in der Mitte des Raums, in dessen Zentrum eine künstliche Birkenweide eingepflanzt ist. Der Baum trägt einige Blätter. Auch auf dem Boden liegt Laub. Was geschieht , wenn man auf den Knopf drückt? Der Name des Objekts lässt es erahnen: Herbststurm. Und wirklich, die ‚Äste des Baums biegen sich in dem vom Gebläse entfachten Sturm und das Laub am Boden wird hochgewirbelt. Dieser Sturm hat im Museum auch den Status eins Haustiers, das in einem Terrarium gehalten wird. Die meiste Zeit schläft er. Weckt man ihn aber, wirbelt er stürmisch los. Und wirklich – der Lärm, den er macht, ist beeindruckend.

der Egobläser bläst einen Betreiber an. die Luftdusche
Der Ego-Bläser sorgt für Gegenwirnd. unter der Luftdusche - Sie spült den Staub von der Seele.

An den Saugbläsern hat Wilhelm Koch seinen ganzen Scharfsinn ausgelassen. Da ist der Ego-Bläser: ein kleinerer Laubbläser, der sich selber anbläst. Und dann gibt’s noch die verliebten Sauger. Das ist ein Bläserpaar, das sich gegenseitig ansaugt und wie zusammengewachsen wirkt.

Eine schelmische Erfindung ist die Gegenwindmaschine. Ein Laubbläser, dessen Abluftrohr auf den Betreiber des Geräts gerichtet ist und diesem ins Gesicht bläst. Sein Gegenstück steht gleich daneben – die Rückenwindmaschine: ein Rucksack mit einem Gebläse im Innern. Aus dem Rucksack ragt ein gekrümmter Schlauch. Wirft man den Motor an, bläst einem der Wind an den Hinterkopf. Eine grandiose Erfindung zur Förderung der Karriere. Kommt man in Leben nicht schnell genug weiter, schaltet man das teil an und schon saust man seinen Konkurrenten davon. Ein Wermutstropfen ist das Gewicht. Das Gebläse ist nicht ganz leicht und könnte im Karriere-Alltag zu Ermüdungserscheinungen führen.

An der rückwärtigen Wand entdeckte ich auf einem Alu-Podest einen Luftthron – ein luftgepolsterter Sessel in der Form eines Throns. Ich setzte mich drauf, was eigentlich nicht erlaubt ist. Denn es handelt sich um den Königsthron. Unsere Guide drückte beide Augen zu – eine weise Entscheidung angesichts des Umstands, dass sie es mit Sehbehinderten zu tun hatte.

Daneben die Luftdusche. Man kann sich drunter stellen. Statt Wasser kommt Luft raus. „Bläst den Staub des Alltags von der Seele“ lautet der Vermerk neben dem Gerät.

der Herbststurm der Luftthron
Der Herbststurm wirbel um einen künstlichen Baum. Auf dem Luftthron sitzt es sich recht bequem.

Außer Herrn Koch stellen hier auch andere Künstler ähnlichen Kalibers ihre Werke aus. Einer dieser Kreativen produziert Explosivkunst. Er versieht seine Werke nach Fertigstellung mit Sprengstoffbriefchen. Im Moment der Explosion schießt er ein Foto – das eigentliche Kunstwerk. Diejenigen von uns, die noch sehen konnten, betrachteten das bild einer Porzellanfigur, deren Scherben gerade in alle Richtungen auseinanderstoben.

Und hinauf ging’s in den zweiten Stock.

Im zweiten Stock

Auf halber Höhe grüßte uns eine Halbkugel aus schwarzem Gummi, die durch eine rinnenförmige Vertiefung in zwei Hälften geteilt wurde. Eine Ahnung, was das darstellen soll? Klar! – den Arsch der Welt.

eine Skulptur aus einem verknäulten Schlauch der luft-betriebene Flipper
Diese Skulptur ist aus einem verknäulten Schlauch geformt. Einige Mitglieder unserer Gruppe versuchen ihr Glück am Luftflipper.

 

Oben angekommen, zeigte uns die Guide den Luftflipper. Der Ball wird nicht durch die an Stangen aufgereihten Männchen weitergestoßen, sondern mittels eines Luftstroms durch einen Hindernis-Parcour geschleust. Jeder Luftstoß wird von einem Zischen begleitet. Dosiert man den Luftstrom richtig und achtet darauf, dass einem unterwegs die Luft nicht ausgeht, landet der Ball im Tor. Die Guide führte uns vor, wie’s geht, bugsierte den Ball über die Ziellinie und eine Fanfare gratulierte ihr zum Erfolg. Einige von uns trauten sich auch an das Gerät. Nach kurzem Üben hatte jeder den Bogen raus, trieb den Ball mit dem Luftstrahl ins Tor und zur Belohnung erklang die Fanfare. Zu viel Vorsicht führt nicht zum Erfolg. Man muss schon Gas geben, damit der Ball die Hindernisse überwindet. Und ein bisschen Geschicklichkeit ist auch nicht hinderlich. Eine leise weibliche Stimme lockt aus dem Automaten: „Komm, spiel mit mir!“

Der Luftflipper stammt nicht von Herrn Koch. Ein Unternehmen in Amberg hat ihn zusammengebaut, das sein Ggeld mit Druckluft-Armaturen, zum Beispiel für Zahnärzte, verdient.

Auf diesem Stockwerk sind auch noch andere Erzeugnisse Amberger Firmen ausgestellt, die alle die Luft zum thema haben.

Wir waren nun schon fast zwei Stunden auf den Beinen und unser Aufnahmevermögen war langsam erschöpft. Daher beschlossen wir, es mit dem Luftflipper als der letzten Attraktion der Führung bewenden zu lassen und uns – nochmals vorbei am Arsch der Welt – die Holztreppe hinunter zu tasten, dem Ausgang zu. Unsere Guide hatte ihren Job toll gemacht und erhielt zum Abschluss von uns allen einen herzlichen Applaus.

Ein denkwürdiger Museumsbesuch. Wir haben in einem Museum nie so gelacht.

Es war 16 uhr vorbei. Auf dem Weg zum Bahnhof machten wir noch Halt im Cafe Central am Marktplatz und genehmigten uns eine Tasse Kaffee mit einer Schnitte Kuchen.

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gefördert..

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